Kellertipp: Monte Vacano

Ein guter Weinkeller ist so bestückt wie ein stabiles Aktienpaket geschnürt ist: Ein paar hochspekulative Werte, ein paar Papiere an die man ganz fest glaubt und ein paar Anteile, die man sogar als mündelsicher ansieht.

Die Deutschland-Basis eines Weinkellers bilden stets die „Ortsweine“. Das ist so etwas, um im Bild zu bleiben, wie „die Papiere an die man glaubt“. Sie sind meist auch so kalkuliert, dass man zwischendurch mal ein Fläschchen öffnen kann, ohne dass gleich der Steuerberater anruft und warnt. Doch man braucht im Keller auch „die Perlen“. Das sind jene Weine, die man kaum bekommt, die nicht nur wertstabil sind, sondern die auch hohe Renditen versprechen, sofern man es übers Herz bringt, sich irgendwann mal davon zu trennen. Es sind Weine, die vermutlich ewig halten und reifen können. Derartige Weine werden in Deutschland hauptsächlich aus der Rebsorte Riesling gekeltert.

Eine dieser absoluten Perlen ist der „Monte Vacano“ vom Weingut Robert Weil. Dabei handelt es sich weder um eine Lagenbezeichnung noch um eine Gewanne in der Toplage „Gräfenberg“. Es ist eher eine familieninterne Bezeichnung für ein besonders schieferhaltiges Teilstück der Gewanne „Ley“, die aus der Mitgift von Emilie von Vacano angeschafft wurde. Sie war mit Dr. Robert Weil verheiratet, gemeinsam gründeten sie 1875 das Weingut. Die Weine aus dem Teilstück galten von jeher als kleiner Schatz und wurden nicht gehandelt, sondern nur zu freudigen und traurigen Familienanlässen getrunken.

Mit dem Jahrgang 2018 hat Wilhelm Weil das geändert und damit der Weinwelt einen monumentalen Wein zugängig gemacht. Der Riesling Monte Vacano ist zupackend, hat jetzt schon eine enorme Länge und ist definitiv für die Ewigkeit gemacht. 2018 zeigt sich ein bisschen offener, 2019 ist das bisherige Meisterwerk und 2020 präsentiert sich heute noch etwas zu jugendlich. Wirklich einschätzen kann man die Weine erst nach 10 Jahren, doch schon heute zeigt sich, dass die Weine definitiv in die Geschichte eingehen werden.

Eine Kaufempfehlung würde ich gerne aussprechen, aber die Weine sind immer gleich nach Abfüllung vergriffen. Auf dem Sekundärmarkt werden für die Jahrgänge 2018 und 2019 teilweise absurde Preise aufgerufen. Bei Lobenberg kostet die Flasche Monte Vacano 2020 aktuell 298,00 EUR, wenn man ein bisschen recherchiert, dann gibt es ihn schon für rund 250,00 EUR. Kein Schnäppchen, aber eine gute Wertanlage. Sollten die Preise wider Erwarten doch fallen, dann hat man einen schönen Riesling, mit dem man sich trösten kann.