Als das „Bayrische Haus“ in Potsdam für immer als Hotel die Pforten schloss, hinterließ das ein großes Loch in unserem Familienleben. Wir nutzten dieses wunderbare Hotel immer wieder, um in unmittelbarer Nähe ein bis drei Nächte Auszeit zu nehmen. Vor allem das besternte Restaurant von Alexander Dressel, machte die Entscheidung für das besondere Haus inmitten des Potsdamer Waldes leicht. Lange Zeit firmierte das Hotel in Potsdam unter Relais&Chateaux, einer Marke der ich durchaus nahezu blind vertraue. Nun, auf unser Hideaway wollen oder können wir nicht verzichten und da entdeckten wir das Schlosshotel Burg-Schlitz in Demzin, in Mecklenburg-Vorpommern. Genauer gesagt wiederentdeckte ich das Hotel. Ich war hier 2008 einmal in dienstlicher Mission, seitdem verfolge ich die Entwicklung des Hauses ein wenig. Ich war dort auch im Rahmen des G8 Gipfels in Heiligendamm beschäftigt, doch das ist eine anderen, aber erzählenswerte Geschichte. Vor kurzem kaufte der Hamburger Immobilienentwickler Theodor Semmelhaack das traditionsreiche Haus, Grund genug, es wieder einmal aufzusuchen.
Zugegeben, der Weg hierher ist ein wenig weiter. Die 180 km von Berlin ziehen sich, erhöhen aber auch die Vorfreude. Ich halte Burg-Schlitz, ähnlich wie damals schon das Bayrische Haus, für einen besonderen Ort. Schon die alten Kelten kannten derartige Energie-Orte, also besondere Plätze, die eine Wirkung auf Menschen haben. Die Schotterauffahrt zum Hotel sorgt allein schon für eine Art rituelle Reinigung. Das Hotel ist zudem umgeben von einem wunderschönen Park und dichtem Wald. Das ganze Areal strahlt eine wahnsinnig entschleunigende Ruhe aus. Klingt ein wenig abgefahren, ist es auch.
Also checke ich ein im wunderschönen Zimmer 27, mit Blick auf eben beschriebene Auffahrt. Die Zimmer sind elegant, gediegen, doch eben nicht gestrig. Hier wird noch eine Art der Hotellerie gelebt, wie sie in Deutschland kaum noch zu finden ist. Detailverliebt und zugewandt wird man hier von den Mitarbeiter*innen in dieser wunderschönen Atmosphäre empfangen und umsorgt. Personalmangel spürt man auch hier dergestalt, dass nicht alles immer und ständig verfügbar ist. Das ist kein wirklicher Mangel, aber eben spürbar. Ansonsten besticht das Hotel mit den liebevollen kleinen Details wie dem Obstkorb auf dem Zimmer, Begrüßungsschreibung mit hoteleigenem Wachssiegel, Wettervorhersage, Aufbettservice und all den Kleinigkeiten, die eben gute Hotellerie von einem Grandhotel unterscheidet. Und nur damit es keine Missverständnisse gibt: Das Schlosshotel Burg-Schlitz ist ein Grandhotel.
Doch kommen wir zur Kulinarik. Ich werde nicht in mein altes Muster als Restaurantkritiker zurückfallen und Gang für Gang die einzelnen Komponenten beschreiben. Ich lasse die Bilder sprechen. Küchenchef Maik Albrecht kocht hier in neogotischem Ambiente definitiv auf Sterneniveau, die Jakobsmuschel auf Senfsaat wird mir lange in Erinnerung bleiben. Besonders beeindruckt hat mich Restaurantleiterin und Sommeliére Franziska Pauli, die nicht nur für einen hervorragenden Service sorgt, sondern eine Meisterin des Food-Wine-Pairings ist. Gekonnt flankiert sie Albrechts aromenintensive Küche mit ebenso aromatischen Weinen und überrascht dabei immer wieder mit blitzsauberen, wunderbar fülligen und opulenten Naturweinen. Ein fettes „Chapeau!“ von Sommelier zu Sommeliére.
In diesem Blog beschäftige ich mich mit dem Thema Luxus und vor allem damit, was Protz und Luxus voneinander unterscheidet. Im Schlosshotel checken Gäste ein, die sich eine Zeitlang ausklinken wollen. Menschen, die nicht gesehen werden wollen, aber bei toller Atmosphäre und bestem Service runterkommen wollen. Es ist eher die Luxusuhr, die man unter der Manschette verschwinden lässt und nicht der Goldklunker, der viel zu groß vom Handgelenk baumelt. Was für ein wunderbarer Ort und ein wenig wünsche ich mir, hier einmal längere Zeit einchecken zu können, um zum Beispiel mein zweites Buch endlich fertig schreiben zu können. Die Ruhe und den Raum hätte man hier. Ich freue mich jetzt schon auf das nächste Mal!